Donnerstag, 28. August 2014

Umgestaltung einer Hainbuche (Carpinus turczaninowii)

Im Juni 2013 erstand ich diese koranische Hainbuche. Positiv fiel mir die Stammbewegung auf, das Alter des Stammes, der Wurzelansatz, die Astpositionierung und die Rindenstruktur erschienen mir gut genug, um eine Umgestaltung in Erwägung zu ziehen. Als er endlich eintraf, machte ich mich gleich an die Planung. So sah sie urspünglich aus:


Eigentlich ein schöner Baum, aber mir fielen auch gleich die Problemstellen auf, die durch Schnittfehler über Jahre entstanden waren. Vor allem die Spitze war vernachlässigt worden, so entstanden einige Verdickungen, die ich irgendwie weg bekommen wollte. Auch eine Verjüngung des Stammes war nicht wirklich vorhanden.




Das bedeutete, ich musste die Spitze komplett neu gestalten. Abschneiden. Dazu musste ein Ast, der bis jetzt waagrecht wuchs, zur Spitze umfunktioniert werden. Das ging nur Stück für Stück, da er sonst abgebrochen wäre. Im Ganzen hat es ein Jahr gedauert, ihn nach oben zu biegen.




Hier sieht man schon, wie leicht er einreißt. Wenn man nicht übertreibt, heilt das wieder vollständig zu. Da der Stamm über dem Ast komplett entfernt werden soll, nutzte ich ihn, um den Draht dort anzubringen, Schnittwunden wären also kein Problem. Ganz schön viel Zug war notwendig, damit er sich wenigstens ein wenig bewegte. Er musste direkt von der Astbasis an gebogen werden, damit ein schöner Übergang von Stamm und Ast entsteht. So war viel Kraft notwendig.






Nach circa einen halbem Jahr war der Ast dann fast soweit. Jeden Monat ein Stück höher. Ein Geduldsspiel. Jetzt konnte ich an der Aststruktur arbeiten. Auch hier hatten Schnittfehler dazu geführt, dass die Verzweigung ungenügend ausgeprägt war. Auch die Äste mussten somit fast von Grund auf neu gestaltet werden.












So sah ein Ast vor dem Schneiden aus. Sehr wirr und mit vielen unästhätischen Verzweigungen. Mir waren sie auch zu lang und eine Verjüngung war auch kaum vorhanden.











Chaos pur. So konnte ich das natürlich nicht lassen!










Das Ergebnis ist noch nicht optimal, immer noch zu lang, aber die Basis für eine feinere Verzweigung war geschaffen.












Das vorläufige Endergebnis. Die Äste sind neu definiert, die Spitze endlich nach oben gebracht. Den Stamm über dem neuen Haupt konnte ich noch nicht abschneiden, da ich sonst für den Draht keinen Haltepunkt mehr hätte. Jetzt habe ich eine klassische Aststruktur erhalten, links, rechts, hinten, links usw. Die Stammbewegung kommt viel besser zum Vorschein. Jetzt noch durch den Winter bringen, und im Sommer geht es mit der Gestaltung weiter.







Frühjahr 2014
Austrieb der verblieben Knospen. Langsam konnte ich erahnen, wie sich der Baum entwickeln würde. Durch die kleine Schale war es schwierig, den Baum ausreichend bewässert zu halten. Zu schnell trocknete das Substrat aus. Ich entschied mich für eine Größere, auch weil sich der Baum dann schneller entwickeln kann. Die Wurzeln waren auch sehr dicht, umtopfen war sowieso notwendig. Da er wenig Laub hatte, konnte ich das Risiko eingehen, nach dem Austrieb an den Wurzeln zu arbeiten.








Endlich blieb der damalige Ast in der gewünschten Position.
Nun konnte ich den Stamm entfernen und die neue Spitze drahten.













Leider war eine große Schnittwunde nicht zu verhindern. Ich hoffe, sie heilt einigermaßen zu. Eine japanische Hormonpaste sollte helfen, die Wundheilung zu beschleunigen.














So sieht der Baum heute aus. Jetzt hat er eine schöne Stammbewegung und Verjüngung, die Aststruktur ist in Ordnung, der Wurzelansatz gefällt mir auch. Von den radikalen Schnitten an den Ästen ist kaum noch etwas zu sehen. In den nächsten Jahren werde ich ihn weiter verfeinern. Vielleicht schafft er es sogar mal auf eine Ausstellung, wer weiß? Ich halte euch auf dem Laufenden..